Evangelische Kirche Ebersgöns


Kirche Eb 1

Die Ebersgönser Kirche hat ihren Ursprung in der bereits 1360 erstmals erwähnten Kirche „Maria Magdalena“. Bei dem Urgebäude aus der Romanik muss es sich um den heute ältesten Gebäudeteil der Kirche mit gut 1 Meter dicken Wänden handeln. Bei der Innenrenovierung 1958 wurde der Innenputz abgeschlagen. Auf dem so freigelegten Mauerwerk wurde an einer Stelle das Steinmetzzeichen der Herren von Isenburg festgestellt. Um 1690, diese Jahreszahl findet sich auf der ältesten noch erhaltenen Glocke, wurde die Kirche umgebaut und erweitert. Besonders der Chorabschluss muss verändert worden sein und die Kirche einen Turm zur Aufhängung einer Glocke erhalten haben. Die Kirche mit dem heute noch vorhandenen Grundriss wurde 1772 fertig gestellt. Damals wurde das Kirchenschiff um den Chorraum in Richtung Osten erweitert. Mit einem verputzten Fachwerkbau wurde das Kirchenschiff verlängert. Außerdem hat es eine schön stuckierte Flachdecke erhalten sowie barocke Emporen an drei Seiten.

Kirche Kanzel b           Kirche Kanzel a

Die ebenfalls barocke Kanzel, an der Schnittstelle beider Gebäudeteile, trägt noch heute die Jahreszahl ihrer Fertigstellung in der vierteiligen Inschrift: „SOLI DEO / GLORIA / 17 / 72“. Sie wurde im Jahr 2011 durch Karl-Bernd Beierlein restauriert und in den ursprünglichen farblichen Zustand von 1772 versetzt.

Kirche Eb 4
Der Schalldeckel vom Innern der Kanzel aus betrachtet

Kirche Eb 5

Der Schalldeckelschmuck der Ebersgönser Kanzel diente zur Vorlage des Wappens, das der Gemeinde Ebersgöns 1974 genehmigt wurde: „In Grün ein doppelter silberner Wellenbalken, darauf eine goldene Gans mit einer umgestülpten goldenen Krone um den Hals“. Die Darstellung einer Gans wird in der Kirchenkunst mit dem tschechischen Kirchenkritiker Jan Hus in Verbindung gebracht. Der war auf dem Konstanzer Konzil zum Ketzer erklärt, zum Tode verurteilt und am 6. Juli 1415 verbrannt worden. 1531 schrieb Martin Luther: „S. Johannes Hus hat von mir geweissagt, da er aus dem Gefängnis im Böhmerland schreibt: Sie werden jetzt eine Gans braten (denn Hus heißt eine Gans) aber über hundert Jahren werden sie einen Schwan singen hören, den sollen sie leiden. Da soll’s auch bei bleiben, ob Gott will.“ (1) 1541 schrieb der Reformator, dass Jan Hus, der als sein Vorläufer bezeichnet werde, geäußert habe: „Über hundert Jahr sollt ihr Gott und mir antworten. Auch, sie werden eine Gans braten (Hus heißt Gans). Es wird ein Schwan nach mir kommen, den werden sie nicht braten. Und ist also geschehen.“ (2) Diese Bemerkungen Luthers gehen auf überlieferte Aussagen von Jan Hus zurück. In einem Brief aus Konstanz von 1414 weist Jan Hus auf kommende Nachfolger hin. Seinem Namen entsprechend bezeichnet er sich als zahme Gans, die zu größeren Leistungen nicht fähig sei. Statt einer schwachen Gans sollen durch Gottes Gnade die Gemeinde der Getreuen durch Falken und Adler gefestigt werden. (3) In mehreren Kirchen Ostfrieslands werden in Abendmahlsdarstellungen Jan Hus mit der Gans und Martin Luther mit dem Schwan dargestellt. (4) Auf einer silbernen Jubelmedaille von 1717 sind auf der einen Seite eine bratende Gans, auf der anderen ein schwimmender Schwan dargestellt. (5) Auf zweiundachtzig lutherischen Kirchen in Ostfriesland und Oldenburg dienen Schwäne als Wetterfahnen. (6) Doch nicht immer sind sie als ein Hinweis auf Martin Luther gedacht. So trägt die Kirche aus Berndorf mit dem Schwan das Wappen einstiger Patronatsherren und die Kirchen in Schwanenwede (Kreis Osterholz-Scharmbeck) und Svaneke (Ostküste der Insel Bornholm) verdanken den Schwan auf ihren Kirchtürmen sicher ihrem jeweiligen Dorfnamen. (7) Die goldene Gans, zumal mit umgestülpter Krone um den Hals, auf dem Schalldeckel der Ebersgönser Kanzel wird kaum als eine Verehrung von Jan Hus oder als ein Gleichnis auf Martin Luther verstanden werden können. Es ist anzunehmen, dass sie in Anlehnung an den Dorfnamen Ebersgöns entstanden ist.

Fußnoten:
1 Zitiert nach: Luther mit dem Schwan, Lutherhalle Wittenberg 1996, S. 9
2 Zitiert nach: Luther mit dem Schwan, S. 9
3 So: Luther mit dem Schwan, S. 9f.
4 Belege bei Luther mit dem Schwan, 50f.
5 Beleg bei Luther mit dem Schwan, S. 113
6 So: Luther mit dem Schwan, S. 79ff.
7 So: Luther mit dem Schwan, S. 73f

Unterhalb der Kanzel ist ein Grabstein in das Mauerwerk eingelassen. Er wurde bei der Aufnahme des alten Steinbodenbelags im Rahmen der Innenrenovierung 1958 gefunden. Er hatte aufs Gesicht gelegt als Teil des Kirchenfußbodens gedient. Die Inschrift erinnert an die am 2. Februar 1607 im Alter von 30 Jahren verstorbene Hedwig Weigel, Ehefrau des gräflichen Küchenmeisters zu Cleeberg.

Kirche Eb 7

1938 erhielt die Kirche eine neue Orgel, erbaut von der Firma Friedrich Weigle aus Echterdingen. In einem feierlichen Gottesdienst wurde sie am 19. Juni in Dienst gestellt; die Festpredigt hielt Pfarrer Kulke aus Niederkleen; am Nachmittag schloss sich eine kirchenmusikalische Feierstunde an. Die Orgel verfügt über neun Register, verteilt auf zwei Manuale und ein Pedal, sowie über fünf Koppeln. Ihre Disposition: Pedal (Subbass 16′ / Gedecktbass 8′ / Choralbass 4′) unteres Manual (Gedeckt 8′ / Principal 4′ / Mixtur 3-4fach); oberes Manual (Salicional 8′ ( Flöte 4′ / Principal 2′).

Der Altar ist aus Holz gearbeitet und wird von einer massiven Marmorplatte abgedeckt. Auf ihm stehen ein einfaches Holzkreuz ohne Christusfigur, zwei Leuchter und die Altarbibel, von Pfarrer Michael Ruf am 2. April 1995 nach zehn Jahren Dienst in dieser Gemeinde gestiftet. Ein kleines Podest für den Liturgen ist vor dem Altartisch errichtet.

2013 wurden für den Altar neue Antependien in den vier liturgischen Farben gefertigt:

Violett        Rot

Weiß        Grün

Neue Altarbehänge für die Ebersgönser Kirche

Die drei Türen der Kirche sind im Stil der Rokoko-Zeit gefertigt, ebenso die Holzbänke mit ihren Wangen.

1958 wurde die Kirche innen und außen renoviert. Ein elektrisches Geläut ersetzte die bis dahin vorhandenen Glockenseile aus Hanf, eine elektrische Heizung den alten Ofen nebst Kamin. Auch wurde der Glockenturm deutlich vergrößert. Seither läuten in der Ebersgönser Kirche drei Glocken. Die älteste stammt noch aus dem Jahr 1690, gegossen von Dillmann Schmid aus Asslar (gestimmt in h). Sie trägt die Umschrift: „WER VON GOTT IST DER HÖRET GOTTES WORT * MARTINUS MEURER CONRAD KÖHLER BEIDE SCHULDEIS ZU EBERSGENS“. Eine Glocke musste im Zweiten Weltkrieg abgegeben werden; sie wurde für die Waffenproduktion eingeschmolzen. Im Jahre 1950 wurde sie – von der Zivilgemeinde finanziert – wieder ersetzt. Von den Gebrüdern Rincker in Sinn gegossen (gestimmt in gis‘) trägt sie die Umschrift „Nach Kampf und Streit in schwerer Zeit ruf ich erneut zur Ewigkeit“. 1958 kam – ebenfalls von Firma Rincker, aber aus Spenden finanziert – eine dritte Glocke (gestimmt in cis“) im eigens erhöhten Dachreiter hinzu. Sie trägt das Bibelwort: „Christus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben“ und die Umschrift: „Den Gefallenen und Vermissten der beiden großen Kriege zum Gedächtnis. Die Evangelische Gemeinde Ebersgöns“.

pdficon_small Die aktuelle Läuteordnung Ebersgöns kann heruntergeladen und so zur Kenntnis genommen werden.

1978 wurde die Kirche dann erneut in ihrem Inneren verschönert. Sie bekam einen frischen Anstrich. Auch wurden die 17 Emporengemälde restauriert. Sie zeigen zehn Bibelszenen aus dem Alten und sieben aus dem Neuen Testament, von der Schöpfung der Welt bis zur Kreuzigung Jesu. Mit Bildunterschriften in Schwarz mit Goldbeistrich bringen sie dem Betrachter das Thema der Darstellung und die dazugehörige biblische Fundstelle nahe. Sie stammen mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem letzten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts und werden dem oberhessischen Kirchenmaler Daniel Hisgen zugeschrieben.

Die einzelnen Gemälde beschreiben:
Die Schöpfung der Welt 1 Buch Mose 1 Cap
Der Sündenfall 1 Buch Mose 3 Cap
Noahs Dankopfer 1 Buch Mose Cap 8
Besuch der Engel bei Abraham 1 Buch Mose Cap 18
Jacobs Traum 1 Buch Mose Cap. 28
Rahel und Jacob 1 Buch Mose Cap 29
Jacob und Laban machen einen Bund 1 B. Mose Cap. 30
Moses empfängt das Gesetz 2 B: Mose Cap 19
Naemis Abschied von ihrer Söhne Frauen Ruht Cap. 1
Daniel legt Nebukadnezars Traum aus Daniel Cap. 2
Marias Verkündigung Lucas. Cap: 1.31
Die Geburt Christi Math. Cap. 2
Die Flucht Christi nach Aegipten Math. Cap. 2
Die Taufe Jesu Christi Math. Cap: 3
Christi Leiden am Oelberg Math: Cap: 26
Die Einsetzung des H: Abendmahl Math: 26
Christus am Kreuz

Christi Auferstehung2012 wurde vom Kirchenmaler Karl-Bernd Beierlein mit Christi Auferstehung ein neues Bild geschaffen. Es schmückt den bisher leeren Platz unterhalb des Orgelspieltischs.

Bilder aller 18 Emporengemälde

Kaum beachtet stand der Taufstein mehr als 200 Jahre vor der Kirche im Freien. 1989 hat er seinen Platz in der Kirche wieder eingenommen. Vermutlich war der mittelalterliche Taufstein aus Basaltlava zuletzt vor 1772 in der Kirche und wurde im Zuge ihrer Vergrößerung ausgelagert. Auf einer schmiedeeisernen Platte, die eigens angefertigt wurde, ist nun die Taufschale eingelassen und hat die Osterkerze ihren richtigen Standort gefunden. 1989/90, im Zuge der letzten Außenrenovierung, als wieder der gesamte Putz abgeschlagen war, konnte man sehr schön die beiden Gebäudeteile erkennen: den älteren aus Kalksteinen und Feldsteinen gemauert und den jüngeren aus einer Fachwerkkonstruktion. An den Wandstärken in den Fensternischen erkennt der Besucher auch nach dem erneuten Verputzen des Gebäudes heute noch den älteren und jüngeren Teil.


Geschichtliches

Nach Auskunft von Pfarrer Christian Reinhart Luja aus dem Jahr 1793 wurde im Siebenjährigen Krieg (1756 -1763) das alte Kirchenbuch bei einer Plünderung aus dem Pfarrhaus von Soldaten mitgenommen. Einige Zeit nachher soll es in Lübeck aufgetaucht sein. Trotz Nachforschungen im Archiv der Stadt Lübeck konnte das Kirchenbuch bisher nicht wiedergefunden werden.

Aktualisierung vom 16.02.2025

Ich  möchte Sie und Euch über folgenden erfreulichen Sachverhalt informieren:
Ich hatte gestern ein Telefonat mit Herrn Dr. Andreas Metzing von der
Archivstelle in Boppard. Bei diesem Telefonat teilte mir Herr Metzing mit,
dass ihm aus einem Nachlass das älteste Ebersgönser Kirchenbuch, das
jahrzehntelang als verschollen galt, übergeben worden sei.

Ich habe vorhin mit der Witwe des verstorbenen Pfarrers Friedel Schmidt,
Frau Ingrid Schmidt telefoniert, die mir bestätigt hat, dass sich dieses
Buch in der Bibliothek ihres verstorbenen Mannes befand. Es muss bei seinem
Umzug Anfang der siebziger Jahre irrtümlich mit eingepackt worden sein und
schlummerte viele Jahre in einer Ecke seiner Bibliothek.

Dr. Metzing teilte mir ebenfalls mit, dass in einem Ebersgönser
Inventarverzeichnis von 1965, das sich ebenfalls in Boppard befindet, dieses
Kirchenbuch als Bestand gelistet ist.
Er versucht jetzt zu klären, wie die Ausführungen des Pfarrers Luja (Pfarrer
von 1792 bis 1798 in Ebersgöns) zu verstehen sind.

Freundliche Grüße
Michael Habermehl
Butzbach-Ebersgöns

Aktualisierung vom 20.02.2025

Anbei übersende ich Ihnen wie versprochen einige Fotos des wieder aufgetauchten Ebersgönser Kirchenbuchs, u.a. von der Seite mit dem Vermerk der Taufe einer aus Ebersgöns stammenden Jüdin in Darmstadt im Jahr 1745. Ich füge ein grobes Inhaltsverzeichnis des Kirchenbuchs bei inkl. einer Transkription des Vermerks über die Taufe der Jüdin sowie einen Scan des Darmstädter Original-Taufeintrags der Jüdin.

Aus dem Inhaltsverzeichnis geht hervor, das das Buch durchaus in der Zeit des Siebenjährigen Kriegs (1756-1763) geführt wurde. Auffällig ist allerdings, dass bei Trauungen, Bestattungen und Konfirmationen jeweils eine in etwa gleich große Lücke zwischen 1754/55 und 1758/59 besteht, während die Lücke bei den Taufen nur von Anfang 1754 bis Mitte 1755 – als in der Zeit vor Beginn des Siebenjährigen Krieges – währt. Alles bislang noch sehr rätselhaft.

Man kann aber sicher sagen, dass – wenn es überhaupt stimmt, dass das Buch im 18. Jahrhundert entwendet wurde – die „Abwesenheit“ von Ebersgöns nur eine sehr kurze Zeit gedauert haben kann – wie sonst erklärt es sich, dass ab den späten 1750er Jahren die Einträge wieder völlig regelmäßig vorhanden sind? Zwischen einigen Seiten sind als „Lesezeichen“ Blätter eines Abreißkalenders von 1937 eingelegt – zu diesem Zeitpunkt war das Buch also mit Sicherheit in Ebersgöns, und der Archivordner hat es 1965 ja auch vorliegen gehabt.

Mit besten Grüßen, Dr. Andreas Metzing

Evangelische Kirche im Rheinland

Das Landeskirchenamt

Bereich Vizepräsident

Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland – Evangelische Archivstelle Boppard

Mainzer Straße 8

56154 Boppard

Bei der verheerenden Feuersbrunst am Trinitatisfest 1776 wurden nicht nur etwa zwei Drittel des Dorfes zerstört auch Kirchenbücher und -akten sowie alte Urkunden gingen verloren. Wegen umfangreicher Arbeiten an der Kirche hatte man sie auf das Rathaus gebracht, das, anders als die Kirche, ein Opfer der Flammen wurde. So sind wir für die Geschichtsschreibung der Zeit vor 1776 auf Informationen aus zweiter Hand angewiesen.

In einer alten Chronik von Pfarrer Christian Reinhart Luja aus dem Jahr 1793 heißt es: „Die in diesem Buche aufbewahrten Nachrichten habe ich teils zufällig, teils durch vieles und anhaltendes Forschen in Erfahrung gebracht und zusammengetragen, womit ich mich die sechs Jahre meines Hierseins in müßigen Stunden beschäftigte. Mein Plan war: Alles besser zu ordnen und in einem besonderen Buche leserlich geschrieben der Pfarrey als Invertarium einzuverleiben. Da aber mein Geschick mich früher, als ich vermutete, von hier abruft, so lasse ich dieses nachlässig hingeworfene Concept meinen Herren Nachfolgern mit der Bitte, diese angefangene und in vieler Hinsicht nützliche Arbeit zu vollenden.“

Weiter wurden verwendet: Eine ausführliche Abhandlung von Pfarrer Friedrich Kilian Abicht, Aufzeichnungen in den heute noch vorhandenen Kirchenbüchern und Akten der Gemeinde, sowie Darstellungen zu Teilaspekten in verschiedenen Festbüchern anlässlich von Vereinsjubiläen aus den letzten vierzig Jahren.


Pfarrer der Gemeinde

Man vermutet, dass Ebersgöns viel später als andere Ortschaften seine eigenen Pfarrer bekommen habe. Der einzige lutherische Geistliche, der außerhalb Butzbachs zu finden war, hielt sich in Großen-Linden auf. Von dort hatte er jährlich zweimal am Johannes- und am Michaelstag gegen eine Abgabe von zwei Achtel Hafer den Gottesdienst in der Lieb-Frauen-Kirche im Lieb-Frauen-Wäldchen zu halten. Auch nach der Zerstörung der Lieb-Frauen-Kirche im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) oblag dem Pfarrer aus Großen-Linden die Abhaltung dieser Gottesdienste in Ebersgöns. Allerdings hatte die Gemeinde Ebersgöns auch das Recht, in der Butzbacher Stadtkirche am kleinen Altar zum Heiligen Abendmahl zu gehen. Das Besetzungsrecht stand von 1360 an der Familie von Falkenstein zu, von 1461 denen von Eppstein-Königsstein, von 1473 bis etwa 1571 denen von Eppenstein-Münzenberg.

Der erste lutherische Pfarrer nach der Reformation war Johann Vatterges. Von ihm wird berichtet, dass er 1531 ebenso wie sein Amtsbruder von Oberkleen, Johann Wißbach, die Augsburgische Konfession angenommen habe. Der nächste uns bekannte Pfarrstelleninhaber von Ebersgöns war Nicolaus Bender. Er nahm seinen Dienst 1573 auf und verstarb 1599. Ihm folgte Eberhard Greckmann, er starb 1628. Der dritte war Christian Hartmann Schmid, bis er 1636 nach Volpertshausen wechselte. Aus der Pfalz kam Georg Bremm, der 1642 wieder in seine Heimat zurückkehrte. Nach vier Jahren Vakanz kam Johannes Copy 1646 für ein halbes Jahr. Von 1647 bis 1651 war Johannes Ortenberger Seelsorger der Gemeinde. Von 1651 bis 1655 blieb sein Nachfolger Johann Eberhard Gerhard. Knapp achtzehn Jahre, bis zu seinem Tod am 9.7.1672, war Johann Wilhelm Keul Pfarrer in Ebersgöns.

Johann Ludwig Mickelius wurde am 2.2.1673 eingeführt. Er fing das alte Kirchenbuch von 1673 an, das leider im Siebenjährigen Krieg verloren ging. Dort sammelte er auch die Namen seiner Vorgänger. 62-jährig verstarb er am 9.2.1702. Johann Heinrich Kuhl aus Butzbach folgte ihm nach und blieb bis 1720, als er als Pfarrer nach Steinfurt ging. Johann Bartholomäus Mengel aus Grünberg war vom 12.10.1721 bis zum 24.11.1730 Pfarrer in Ebersgöns, er wechselte dann nach Queckborn. Nach vierjähriger Vakanzverwaltung durch Pfarrer Jakobi aus Oberkleen wurde Johann Conrad Ortenberger am 31.10.1734 als neuer Pfarrer eingeführt. Er stammte aus Pohlgöns und starb am 16.7.1744, 62 Jahre alt. Christian Helfrich Leun aus Langgöns wurde am 22.11.1744 zu seinem Nachfolger bestellt. Er starb am 24.3.1758 unverheiratet im 41. Lebensjahr. Ebenfalls Junggeselle war Georg Sebastian Vonhausen, Pfarrer von 1760 bis 1773 gebürtig aus Weilmünster starb er 1794 in Volpertshausen. Friedrich Justus Schmidtborn wurde am 7.11.1773 als neuer Pfarrer eingeführt. Er starb am 10.11.1791 unverheiratet im 57. Lebensjahr.

Am 3.6.1792 nahm Johann Christian Reinhart Luja seinen Dienst in Ebersgöns auf. Er wurde am 16.4.1767 in Wiesbaden geboren, besuchte die Schule in Weilburg und studierte an der Universität in Gießen. Er absolvierte das theologische Seminar in Weilburg und kam 1790 als Vikar nach Niederkleen. Dort heiratete er die jüngste Tochter des Niederkleener Pfarrers Endres. 1798 wurde er als Pfarrer nach Altenkirchen bei Weilburg berufen und verließ Ebersgöns. Zu seinem Nachfolger wurde Conrad Wernhart Lindenborn bestellt. Er wurde am 7.11.1775 in Weilmünster geboren und zog nach dem frühen Tod seines Vaters mit seiner Mutter und drei Schwestern nach Butzbach. Seine schulische Grundausbildung verdankte er seinem späteren Amtsbruder in Oberkleen, Conrektor Münch. Nach einem Vikariat in Altenkirchen bei Weilburg wurde er am Sonntag vor Weihnachten 1798 als neuer Pfarrer in Ebersgöns vorgestellt. Dort blieb er bis zum 13.11.1823, als er nach Volpertshausen wechselte. Von 1823 bis 1828 wurde die Pfarrei von Niederkleen und Oberkleen aus mitverwaltet. Ohne Ordination war Heinrich Hahn vom 14.06.1825 bis zum 14.06.1828 als Pfarrverwalter tätig er wurde wegen Unfähigkeit aus dem geistlichen Amt entfernt.

1829 kam Jakob Überweg, Kaufmannssohn aus Niederweisel, geboren am 10.2.1803 als neuer Pfarrer nach Ebersgöns. Er starb am 16.6.1829. Noch im selben Jahr wurde Heinrich Wilhelm Ludwig Castendyck, zuvor Pfarrer in Daubhausen, als neuer Seelsorger eingeführt. Er blieb bis 1833. Sein Nachfolger von 1833 bis 1836 war Peter Friedrich Schonebohm, bis er als Pfarrer nach Lützellinden gerufen wurde. Ihm folgte Heinrich Usener, geboren am 29.3.1811 in Altenkirchen bei Hohensolms, wo sein Vater damals Pfarrer war. Er wurde am 25.1.1837 als Pfarrer in Ebersgöns eingeführt. 1841 übernahm er zunächst zusätzlich, später hauptsächlich den Pfarrdienst in Oberkleen. Auch in den folgenden Jahren hat er von Oberkleen aus immer wieder Vertretungsdienste in Ebersgöns übernommen. Von 1867 bis 1894 war er Superintendent des Kirchenkreises Wetzlar. Als er wegen großer Schwäche in den Ruhestand trat, war er 84 Jahre alt, davon 58 Jahre im Pfarramt.

Von September 1843 an war August Lorentz aus Kreuznach Pfarrer in Ebersgöns er schied am 13.01.1846 unheilbar geisteskrank aus dem Amt. Ihm folgte von 1848 bis 1858 Ludwig Göbel, der anschließend nach Puderbach wechselte. Johann Philipp Ludwig Geibel kam am Anfang 1859 nach Ebersgöns. Er war zuvor ein Jahr Pfarrer in Krofdorf gewesen. Mit der Versetzung ihres Seelsorgers waren die Krofdorfer nicht einverstanden. Darum fuhren sie sonntags mit Leiterwagen zwanzig Kilometer zu ihrem geliebten Pfarrer zum Gottesdienst nach Ebersgöns. Auch in Ebersgöns blieb Pfarrer Geibel nur knapp ein Jahr. Er ging 1860 nach Gebhardthain. Die Auseinandersetzungen um Pfarrer Geibel in Krofdorf führten dort Anfang 1861 zum Kirchenaustritt von 856 Gemeindegliedern und zur Gründung einer freireligiösen Gemeinde.

Ihm folgten Pfarrverwalter Leonard Hünges aus St. Goar (1860-1863) und Predigtamts-Candidat Robert Thomas (1863-1865). Heinrich Klingspor, geboren am 30.08.1829 in Siegen, war vom 08.10.1865 an Pfarrer in Ebersgöns. Zuvor hatte er in Marienhagen Dienst getan. Pfarrer Klingspor war ein schwer kranker Mann er litt lange Jahre an Schwindsucht und musste in seinem Amt von Pfarrer Schuster aus Cleeberg unterstützt werden. Er starb am 27.04.1873. Sein Grabstein liegt noch heute neben der Kirche. Ihm folgten die Pfarrer Konrad Rudolf Caspar Meyer (25.02.1874 – 12.03.1880) und Wilhelm Carl Corty, geboren am 27.03.1859, Pfarrer in Ebersgöns von 1886 bis zu seinem Tode am 7.12.1923. Sein Grabstein steht noch an der Kirchenmauer.

Ihm folgte in den Jahren 1924 bis 1937 Pfarrer Otto Biermann. In den folgenden neun Jahren wurde die Pfarrstelle von Niederkleen aus verwaltet. Der dortige Pfarrer Kulke wurde unterstützt durch den Hilfsprediger Helmut Ruppel. Der versah seinen Dienst in Ebersgöns von 1937 bis 1939. Ab 1940 übernahm der Hilfsprediger Otto Hermann Joachim Roos den Seelsorgedienst. Er war Kriegsteilnehmer ab 1941 und kam nicht mehr aus dem Krieg zurück. Friedrich Brunßen, geboren am 15.1.1891 in Düren (Rheinland), verstorben am 18.7.1966 in Ulm (Kreis Wetzlar) war von Januar 1947 bis September 1962 Pfarrer in Ebersgöns.

Ihm folgte im Oktober 1962 Pfarrer Friedel Schmidt, geboren am 02.01.1934 in Gevelsberg. Seit 1963 sind die Pfarrstellen von Ebersgöns und Oberkleen pfarramtlich verbunden. Damit ging ein jahrzehntelanges Ringen um eine Neuorganisation der Seelsorgebezirke im südlichen Bereich des Kirchenkreises Wetzlar zu Ende. Aus Sorge um die Aufhebung der Pfarrstelle hatte das Presbyterium zuletzt 1937 kurz vor der Pensionierung von Pfarrer Biermann vergeblich darum gebeten, folgende Gemeinden pfarramtlich zu verbinden: Ebersgöns und Oberkleen (bis dahin mit Niederkleen verbunden), Niederkleen und Dornholzhausen (bis dahin mit Hochelheim verbunden), Hochelheim und Hörnsheim, Lützellinden (bis dahin noch mit Hörnsheim verbunden) sollte selbstständig werden. Pfarrer Schmidt blieb bis März 1972, dann wechselte er zunächst in die Pfarrstelle in Eitorf und ging 1978 als Berufsschulpfarrer in den Kirchenkreis Birkenfeld. Ab 1996 lebte er in Herborn im Ruhestand. Er starb am 3. August 2023 im Alter von 89 Jahren.

Ihm folgte Pfarrer Jörn-Erik Gutheil, geboren am 29.08.1943 in Stuttgart, von Oktober 1972 bis Mai 1979. Anschließend ging er als Studentenpfarrer nach Bonn, dann als Landeskirchenrat nach Düsseldorf.

Im April 1981 kam Hilfsprediger Ernst von der Recke, geboren am 19.11.1950 in Ruppichteroth (Rhein-Sieg-Kreis) nach Ebersgöns. Er beendete seinen Dienst im März 1984 seither lebt und arbeitet er im Laurentius-Konvent in Laufdorf.

Pfarrer Michael Ruf, geboren am 20.06.1959 in Mönchengladbach, versah seit April 1985 den Pfarrdienst in Ebersgöns und Oberkleen. Nach Fusion der Kirchengemeinden Niederkleen, Dornholzhausen und Oberkleen zur Kirchengemeinde Kleebachtal 2021 wurde er Pfarrer von Kleebachtal und Ebersgöns. Er wurde zum 1. April 2023 pensioniert.

Besondere Würdigungen:
23. Juni 1985: Ordination in Oberkleen
2005: Fier usen Pärner Michael Ruf
2010: Silbernes Ordinationsjubiläum / Gaben entdecken
Zum Eintritt in den Ruhestand:
Als Familie mit der Gemeinde gelebt
und Pfarrer Michael Ruf tritt in den Ruhestand


Von 2005 bis 2012 wurde unsere Kirche in mehreren Abschnitten saniert.

pdficon_small Chronik der Kirchensanierung


Weitere Links:

  • Weitere Infos über unser Dorf sowie aktuelle Veranstaltungen der Ortsgemeinde können Sie über  Ortsgemeinde Ebersgöns abrufen.